22. Dezember 2015

Das war die Lucie in 2015!

Unser Jahresrückblick

Bei den gemütlichen 15 Grad draußen kann man kaum glauben, dass das der Winter sein soll. Aber tatsächlich ist es wieder soweit, Weihnachten steht vor der Tür und das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu. Für die Lucie war dieses Jahr voll spürbarer Dynamik, die einen Umbruch ankündigt: mit dem Jahreswechsel wird auf dem Lucie-Flechtmann-Platz etwas ganz Neues anfangen!

Doch um von Vorne zu beginnen: Januar 2015
Die Spatzen zwitschern es von den Dächern: Die Lucie soll umgestaltet werden. Noch wurden wir nicht offiziell informiert und ganz sicher sind wir uns nicht, doch vorsichtshalber beraten wir uns während der Winterpause: Eine Lucie ohne Pflastersteine! Unsere Forderung von Stunde eins könnte gehört werden. Wie gehen wir damit um, was können wir als ehrenamtliche Gruppe beisteuern, um den Traum eines „echten“ Gartens für alle wahr werden zu lassen - wo liegen unsere Grenzen? Wir sind uns einig: An den Finanzen sollte es nicht scheitern. Es gibt so viele Millionäre und Millionärinnen in Bremen und noch viel mehr engagierte BürgerInnen, denen eine zukunftsfähige, sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung am Herzen liegt. Kritisch für eine Umgestaltung sind vielmehr die rechtlichen Fragen. Und: Gibt es auch in der Etagen von Bürgerschaft und Senats den Willen, unser Projekt zu unterstützen?

Foto von Mette Asmussen

Foto von Mette Asmussen


Um unserer Forderung nach einer vielfältigen und selbstgemachten Lucie Nachdruck zu verleihen, entschließen wir uns kurzer Hand, beim Samba Karneval die ganze Stadt auf uns aufmerksam zu machen. „Mehr Zirkus auf Lucie!“ „Die Stadt ist unser Garten!“ und „Bremen – essbare Stadt“ postulieren wir jonglierend und Hula Hoop tanzend als Löwenzahn, Apfelbaum oder Tomate verkleidet im Februar.

Foto von Lina Hansen

Foto von Lina Hansen


Im März geht es schon kräftig zur Sache. Bei einer Saatgut-Tauschbörse sind trotz furchtbarem Wetter alle Bremer Gartenprojekte auf der Lucie zu Gast: Der geheime Garten, der interkulturelle Garten Arbergen, der Selbsthilfe Garten, die Gemüsewerft, die Gärtner* mit Hut, der Interkulturelle Garten Walle – von außerhalb sind extra der Gemeinschaftsgarten Querbeet aus Quellhorn und der Gärtnerhof Oldendorf angereist. Wir versorgen uns gegenseitig mit einer so großen Saatgut-Vielfalt, sodass ein erntereicher Sommer vorprogrammiert ist!

Bei einem Bau-Wochenende Ende März werden wir von Serve the City tatkräftig unterstützt! Erstmalig möchten wir auch die Baumscheiben mitnutzen, befreien Sie von Gras und sähen Wildkräuter-Mischungen, die mit dem steinigen Untergrund klarkommen sollten. Dank den zahlreichen HelferInnen schaffen wir unglaublich viel: Es werden Beete umgestellt und erhöht, Erde nachgefüllt, das Gewächshaus eingeräumt... 

Foto von Mette Asmussen

Foto von Mette Asmussen

Foto von Lina Hansen


Das Gewächshaus? Im April wird es endlich fertig gestellt und wir erfüllen uns einen weiteren kleinen Traum: Zwischen den beiden Containern entsteht ein Gewächshaus mit 24 m² Grundfläche. Wie der restliche Platz auch, ist es offen und für alle jederzeit zugänglich. Wer hinein geschaut hat, konnte zahlreiche verschiedene Tomatensorten beim Wachsen beobachten, außerdem Gurken, Auberginen, Paprika, Melone, viele Küchenkräuter... Die Artenvielfalt der Saatgutbörse konnte hier aufgehen und so manch überraschten Stadtmenschen beeindrucken: Zentral in Bremen, öffentlich und unkompliziert wachsen die mediterranen Lieblingsspeisen in Bioqualität – nur 100 m neben dem Lebensmittel-Discounter.

Foto von Andree Große


Foto von Eva Kirschenmann

Foto von Mette Asmussen


Bei unserem Saisonstart Ende April pflanzen wir eine Schadstoff-Hecke in alten Autoreifen als Begrenzung zur Westerstraße. Nun geht die Gartensaison so richtig los. Erstmalig gibt es eine Kindergruppe auf dem Platz, die sich alle 2 Wochen trifft und die Natur in der Stadt entdeckt: Es werden Erbsen, Bohnen und Kartoffeln gepflanzt, Blumenmischungen gesät, Ringelblumen-Salbe selbst gemacht, kleine Fantasiewesen als Wächter in den Lieblingsbeeten versteckt. Das einwöchige Sommerferienprogramm zum Abschluss wird von den Kindern eigenständig verlängert: Die Sommer-Geburtstagskinder laden auf die Lucie. Beim Flohmarkt mit Garten Café ist jeden letzten Sonntag im Monat ist besonders viel los. Neben dem sonntäglichen gemeinsamen Gärtnern gibt es auch Gieß-Treffen jeden Dienstag und Donnerstag. In jeder Vollmondnacht treffen sich außerdem NachbarInnen zum Ulmentanz.

Foto von Mette Asmussen

Foto von Mette Asmussen

Foto von Annelie Bolda

Foto von Annelie Bolda


Bremen bei 38° Celsius, die Lucie flimmert im Fiebertraum: Das Sommerfest. Eine 15m-Wasserrutschbahn, tiefgefrorene Fruchtspieße, tauchen in der Regentonne. Schatteninseln, Rosmarin-Eistee, welche Blüte bist du?

Foto von Sebastian Burger

Foto von Lena Dahlhaus

Foto von Lena Dahlhaus

Foto von Lena Dahlhaus


Der Sommer auf der Lucie wird intensiv: Dank einer Förderung können wir zahlreiche neue Beete und Pflanzkästen aufstellen. Ein Lerngarten Lucie soll entstehen. 150 bunte Kisten mit je einer Sorte bepflanzt und einem Steckbrief versehen, der die Eigenschaften und Bedürfnisse des jeweiligen Grünzeugs verrät. Soweit die Theorie. Doch die Lucie ist inzwischen deutlich belebter als im Jahr davor, der ganze Stadtteil verändert sich. Viel Müll bleibt liegen und neben dem Gärtnern verbringen wir viel Zeit mit Aufräumen und Fegen. In unserem Gewächshaus fühlen sich nicht nur die Pflanzen wohl, auch einige Wohnungslose richten sich ein und wir führen lange Diskussionen über Zigarettenkippen, Kronkorken und die Bedeutung unserer Selbstdefinition „Garten für alle“. Und dieser wächst. Eine Gruppe von Studenten baut zusammen mit einer Schulklasse minderjähriger Geflüchteter ein Insektenhotel. Bei den Kulturschwärmer Workshops kommen drei Schulklassen der Oberschule Leibnitzplatz auf die Lucie und bereichern sie mit einer Kräuterspirale. Ein internationaler Jugendworkshop im August hilft dabei, die 150 Kisten endlich mit Erde zu füllen. Die weltweite urban gardening Bewegung trifft sich im Kleinen, als Jugendliche aus Malta, Syrien, Ghana, Frankreich, Kroatien und Deutschland gemeinsam Erde schippen. 

Foto von Mette Asmussen

Foto von Eva Kirschenmann

Foto Armin Schmid

Foto von Eva Kirschenmann

Foto von Eva Kirschenmann

Foto von Mette Asmussen

Parallel zu all dem beginnt im Hintergrund der Prozess um die Lucie-Umgestaltung. Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr, Name, hat ein Planungsbüro beauftragt, einen Beteiligungsprozess in der Nachbarschaft durchzuführen. An drei Workshop-Terminen im Mai, Juni und Oktober sind alle NachbarInnen und Interessierte eingeladen, eigene Ideen für eine Lucie der Zukunft einzubringen. In Abstimmung mit dem Planungsbüro ergänzen wir Lucies diesen Prozess um eine Kinder- und Jugendbeteiligung: In gesonderten Formaten kann nun auch die junge Generation mitreden, wenn es um das Bremen von morgen geht. Am Ende des Verfahrens stehen ein Entwurf für eine neue Lucie – und viele offene Fragen! Wann geht es los? Wer übernimmt die Umsetzung? Wer bezahlt das alles? Die Antworten finden wir hoffentlich früh im neuen Jahr, denn der April ist als Starttermin für die Umsetzung angepeilt.


Foto von Anke Wiegand

Foto Steffie Kollmann

Foto von Steffi Kollmann


Wir beschließen die ereignisreiche Sommerzeit mit einem wunderschönen Draußen-Kino Abend am letzten September Wochenende und unserem Erntefest am Sonntag darauf. An den beiden spätsommerlichen Tagen genießen wir mal wieder diese besondere Lucie-Atmosphäre,wenn all die Lucie-Gäste, ob geplant oder zufällig, egal ob Freunde oder Fremde, Alte oder Junge, die Stadt um sich herum für ein paar Stunden vergessen und auf der Lucie ein neues städtisches Miteinander erleben. 

Foto von Mette Asmussen

Foto von Lina Hansen

Foto von Uta Bohls


Beim letzten Flohmarkt im Oktober beginnen wir schon, den Platz langsam winterfest zu machen. Das Gewächshaus wird abgebaut.


Foto von Andree Große

Foto von Andree Große

Vor unserem Winterfest bekommen wir die Nachricht, dass wir mit dem Deutschen Bürgerpreis der Sparkasse Bremen ausgezeichnet werden! Das Winterfest selbst läuft besser als geplant: Nach dem frischen Saisonstart, dem superheißen Sommerfest und dem goldenen Erntefest begehen wir den Jahresabschluss eisig-glühend mit Draußen-Sauna und Feuershow. Bis spät in den Abend wird vor der Bühne auf dem Pflaster getanzt – vielleicht zum letzten Mal (auf dem Pflaster)?
Zum Jahresende stehen wir ein paar Mal beim benachbarten Wintermarkt „Lichter der Neustadt“ an der Wilhelm-Kaisen-Brücke. Als Alternative zu den Weihnachtsbaum-Monokulturen zaubern wir euch einen konsumkritischen Schrottbaum aus Holzresten und Einweg-Bechern. Außerdem präsentieren wir euch den handgetöpferten Lucie-Becher und den Lucie-Wandkalender für das Jahr 2016 mit vielen Tipps für GartenanfängerInnen, die euch durchs neue Jahr begleiten – wenn ihr wollt!

Foto von Uta Bohls

Foto von Uta Bohls

Foto von Uta Bohls

Foto von Eva Kirschenmann


2016: In nur wenigen Wochen ist es dann soweit. Wir werden einen noch unbekannten Weg hin zu einer neuen Lucie gehen. Kommt ihr mit?